Traditionsgemäß hält das Land, welches die Europäische Sektions- oder Welthundeausstellung
organisiert, direkt davor auch seine internationale Meisterschaftsausstellung ab.
Da dermaßen viele Hunde nicht nur aus Europa, sondern gar aus der ganzen Welt anreisen,
bietet es sich an diese beiden Veranstaltungen zu kombinieren, so dass die Teilnehmer
sich sowohl um den nationalen Championtitel als auch den Europameistertitel bemühen
können.
Tag 1
Am ersten Tag der Europäischen Sektionsausstellung gingen 2.937 Hunde an den Start:
Gruppe I, Gruppe III, Gruppe V und Gruppe VII. Insgesamt waren über 8.000 Anmeldungen
eingegangen. Das Messegelände ist groß und nahe dem Flughafen gelegen. Der Gebäudekomplex
umfasst acht Hallen, von denen nur eine für die Ausstellung genutzt wurde. Daran
lässt sich erraten, wie groß die Hallen sind! Der öffentliche Personennahverkehr
in Genf ist hervorragend organisiert, dies war eine große Hilfe. In der Stadt fielen
mir Werbeplakate auf, die die Veranstaltung ankündigten, und in den Bussen wurde
ein Videoclip ausgestrahlt.
Tag 2
Auch der zweite Tag bot herrliches Wetter mit strahlendem Sonnenschein. Sobald ich
die Halle betrat, fiel mir auf, dass um einen Ring besonders viele Leute standen.
Beim Näherkommen sah ich auch warum: Hier wurden die beliebten Berner Sennenhunde
gezeigt. Kein Wunder also, dass die Zuschauer sich hier so dicht drängten.
© Karl Donvil
Es war einfacher herumzugehen als am ersten Tag. Insgesamt gab es 2.729 Teilnehmer
aus Gruppe II, Gruppe VI und Gruppe X. Die meisten Ringe waren groß genug und es
wurden keine Beschwerden laut. Die Hunde waren bereits ab 7:30 Uhr in der Halle
zugelassen und mit dem Richten wurde um 9:30 Uhr begonnen – früher als sonst bei
dieser Art von Ausstellung üblich. Die Arbeit im Hauptring begann um 13:30 Uhr,
daher endete der Veranstaltungstag bereits um 17:00, ebenfalls ungewöhnlich früh.
In Bratislava enden Ausstellungstage üblicherweise gegen 21:00 Uhr und die Finale
sogar mitunter erst um 22:00 Uhr. Vor der Eröffnung des Ehrenrings gab eine kleine
Gruppe von Leuten eine Vorstellung mit Berner Sennenhunden und Bernhardinern, die
Karren zogen, und zwei „Heelwork to Music”-Vorführungen animierten das Finale am
Samstag. Besonders beeindruckte mich eine 84jährige Dame, die eine für ihr Alter
erstaunliche Leistung erbrachte - was zeigt, dass die Arbeit mit Hunden helfen kann,
fit zu bleiben.
Ich empfand es als ausgesprochen positiv, dass alle Richter auf die gleiche Art
und Weise arbeiteten. Die Hunde wurden zunächst um den Ring herum aufgestellt, dann
wurden einige ausgewählt und gegenüber dem VIP-Eukanuba-Stand aufgestellt - zu ihrer
Linken die Richter, die Presse und Öffentlichkeit zu ihrer Rechten. Oft ist es so,
dass jeder Richter macht, was er will, die Hunde bunt durcheinander laufen, und
die Fotos sehr unterschiedlich ausfallen; manche sind in Ordnung, andere werden
aus einem ungünstigen Winkel geschossen. Ich nehme an, dass das Briefing der Richter
sehr streng war. Der Ehrenring war schlicht, ohne Blumen o.ä., aber korrekt beleuchtet.
Eine Seite des Rings war ausschließlich den Richtern vorbehalten, vorne stand der
Eukanuba-Stand mit eigens reservierten VIP-Sitzen, während die Hunde auf der gegenüberliegenden
Seite ein- und ausliefen. Die Zuschauertribüne auf der anderen Seite war ziemlich
klein; leider gab es bei den Finale nicht genug Platz für alle Zuschauer.
© Karl Donvil
Die Standinhaber waren allgemein sehr zufrieden. Sie waren gemeinsam in einer Ecke
der Halle situiert, und da die Veranstaltung in einer einzigen Halle stattfand,
waren sie von überall gut zu sehen.
Auch am letzten Tag begann die Ausstellung wieder sehr früh, und dieses Mal waren
die Hunde der Gruppe IV, Gruppe VII und Gruppe IX an der Reihe. Ich hatte den Eindruck,
die Halle sei plötzlich geräumiger, doch das ist nur logisch, da ja ausschließlich
in der Gruppe VIII große Hunde teilnahmen.
Stets wurden die Hallen und die Außenbereiche einwandfrei gereinigt. Die Richter
waren im Hotel direkt hinter dem Messegelände untergebracht, hatten daher nur einen
fünfminütigen Fußweg, so dass es auch ihrerseits zu keinen Verspätungen kam. Die
meisten Richter waren nicht überbeansprucht und wurden früh fertig. Sämtliche Aktivitäten
konzentrierten sich tagsüber auf das Richten, und all dem war es wohl zu verdanken,
dass die Arbeit im Hauptring jeden Tag so früh beginnen und zeitgerecht beendet
werden konnte.
Ich habe an diesem Tag einige Interviews durchgeführt und war überrascht, dass ich
auf keinerlei Beschwerden stieß. Die Standinhaber waren zufrieden, die Teilnehmer,
die Richter, der Präsident… Am Vormittag gab es ein abschließendes Pressemeeting,
an dem sich auch die Organisatoren künftiger Welt- und Europaausstellungen beteiligten.
Kaum Fragen, ganz zu schweigen von Beschwerden…
Ich habe mich bemüht, einige interessante Statistiken zusammenzutragen; die Richter
mit den meisten Hunden pro Tag und die Rassen mit hohen Teilnehmerzahlen.
© Karl Donvil
Am Freitag hatten viele Richter mehr als 100 Hunde zu beurteilen. Herr Rui
Oliveira (Portugal) hatte 109 Hunde in seiner Gruppe; Frau Elisabeth Feuz aus der
Schweiz 85 Jack Russell Terrier und 40 Parson Russell Terrier; Herr Petru Muntean
diverse Rassen und insgesamt 114 Hunde. Frau Gitty Schwab, Präsidentin des Luxemburger
Kynologie-Verbandes, bewertete 106 Terrier und Herr Luis Pinto Teixeira aus Portugal
insgesamt 114 Teilnehmer. Herr Kari Järvinen (Finnland) hatte 106 Teilnehmer, darunter
85 Zwergspitze; seine Landsmännin Marja Talvitie 99 Hunde, darunter waren die Samoyeden
mit 69 Vertretern die zahlreichsten. Frau Maria Kavcic aus Slowenien hatte zwei
Rassen, 62 Akitas und 52 Shibas. Insgesamt gab es 126 Sibirische Huskys, die zwischen
Herrn Teixeira und Herrn Ronny Doedijns (Niederlande) aufgeteilt wurden. Besonders
zahlreich waren auch die American Staffordshire Terrier mit insgesamt 98 Vertretern
dieser Rasse.
Hohe Teilnehmerzahlen gab es am Samstag bei folgenden Rassen: 67 Basset Hounds,
86 Whippets, 104 Rhodesian Ridgebacks, 62 Bullmastiffe und 71 Shar Peis. Frau Monique
Van Brempt beurteilte 103 Beagle. Die Berner Sennenhunde wurden auf zwei Richter
aufgeteilt und waren am Samstag allen anderen Rassen zahlenmäßig überlegen. Frau
Regula Bürgi aus der Schweiz hatte dabei den größten Teil - 131 Hunde! Herr Stefan
Sinko aus Slowenien hatte 86 Englische Bulldoggen – auch dies eine unglaubliche
Zahl – und Herr Bojan Matakovic aus Kroatien 85 Exemplare des Cane Corso Italiano
und 37 Russkiy Tchiorny Terrier.
Am Sonntag gab es nur einen Richter für über 100 Hunde: Herr Hans Van den
Berg aus den Niederlanden hatte 108 kurzhaarige Chihuahuas in seinem Ring. Beindruckende
Zahlen: 69 Glatthaarige Retriever, 106 Labradore, 119 Golden Retriever, 98 Möpse,
178 Chihuahuas (beide Arten), 64 Pekinesen, 154 Französische Bulldoggen, 79 Chinesische
Schopfhunde, 195 Pudel (alle Arten) und 350 Dachshunds (alle Arten).
Es war eine wirklich gelungene Ausstellung der FCI-Sektion Europa, ohne größere
Beschwerden. Frau Müller und Herr Pichard können zu Recht stolz sein; Glückwünsche
Ihnen und Ihrem gesamten Team.
Die nächste FCI-Ausstellung der Sektion Europa wird vom 23. bis 26. Oktober 2014
in Brno in der Tschechischen Republik stattfinden, über 18.000 Hunde werden erwartet.
Die Welthundeausstellung 2014 wird voraussichtlich von 8. bis 10. August in Helsinki
(Finnland) ausgerichtet; die Teilnehmerzahl wird ähnlich hoch sein. Bis dann?
Karl Donvil