Lesen Sie den vollständigen Artikel und mehr im 100-jähriges Jubiläumsbuch der FCI
www.fci.be/onlinecatalogue.aspx
Raymond TRIQUET, France
Universitätsdozent im Ruhestand der Université Lille III,
ehem. Präsident der FCI-Standardkommission
Übersetzung: F. Brune
Deutschland steht dieser Entwicklung in nichts nach, da Reichenbach bereits 1836
„Der Hund“ in Leipzig veröffentlicht. Um 1840 kommt bei den Hundeliebhabern das
Bedürfnis auf, sich zusammen zu finden, um ihre Hunde zu vergleichen und die ersten
Wettbewerbe (matches) zu organisieren. Zu Beginn fanden diese bisweilen in
denselben verrufenen Wirtshäusern statt, in denen auch die Rattenfängerturniere
und sogar Hundekämpfe, obgleich verboten, veranstaltet wurden. Die Jäger mit Schusswaffen
sind die ersten, die ihre Hunde zu Zusammenkünften mitbringen, um über sie zu „richten“,
sie also nach Schönheitskriterien zu sortieren, da eine Vorliebe für Körperbau und
Ästhetik des Rassehundes entsteht. Die (bisher) erste bekannte Ausstellung fand
in Tervuren, in Belgien, am 28. Mai 1847 statt. Eine einzige Rasse war vertreten:
der Pointer. 60 Exemplare wurden von drei Richtern beurteilt. Es ist nicht verwunderlich,
dass die belgischen Jäger die Initiative ergreifen, da sie bereits sehr gut organisiert
sind. Die Statuten und Reglemente des „Vereins der Jagdbesitzer und -liebhaber zur
Mithilfe der Unterdrückung des Wildfrevels in der Provinz Brabant“ erscheinen 1859
in Brüssel, während das französische Gegenstück, der „Zentralverein der Jäger zur
Mithilfe der Unterdrückung des Wildfrevels“ seine Statuten erst 1868 veröffentlicht.
Bis 1880 scheint es keine weiteren Ausstellungen in Belgien gegeben zu haben. Sicher
ist jedoch, dass die Ausstellungen stets der Gründung kynologischer Organisationen
vorausgingen. Nachfolgend wird versucht, eine chronologische Übersicht zu geben.
1859
Erste englische Ausstellung im Rathaus von Newcastle am 28. und 29. Juni, die lange
Zeit als die erste Ausstellung der Welt galt (die englischen Behörden sind der Meinung,
dass bei gründlicher Nachforschung auch Nachweise früherer Ausstellungen zu finden
sind). Zwei Rassen waren vertreten und 60 Hunde gemeldet: Pointer und Setter. Fünf
Richter bewerteten die Hunde, unter ihnen der berühmte John Henry Walsh, bekannt
unter dem Spitznamen „Stonehenge“, Direktor der Zeitschrift The Field, der
die Veranstaltung unterstützte und über sie berichtete. Er war der einzige, der
beide Rassen richtete. Herr Brailsford, Initiator der Ausstellung und Richter bei
den Settern, gewann mit seinem leberbraunen und weißen Pointer und bei den Settern
ging der erste Platz an den Hund eines Herrn J. Jobling, der Richter bei den Pointern
war. Herr W.R. Pape, Waffenhändler aus Newcastle, schenkte dem Gewinner jeder Sektion
eine Doppelflinte. Interessanterweise war es 100 Jahre später im Hundeverein St.
Hubert du Nord Tradition, dem Gewinner ein Jagdgewehr zu überreichen. Im selben
Jahr wurde im November die zweite englische Ausstellung mit 80 Hunden von Herrn
Brailsford in Birmingham organisiert. Pointer, English Setter, Retriever, Clumber
Spaniels und Cocker Spaniels. Die Diversifizierung der Rassen ist bereits eine Tatsache.
1860
Zweite Ausstellung in Birmingham, am Montag, den 3., und Dienstag, den 4. Dezember,
mit 267 Hunden und die erste Ausstellung, in der zwei Gruppen vorgesehen sind („divisions“
genannt): zum einen die Jagdhunde, von den Bloodhounds bis zu den Spaniels, über
die Greyhounds und die Irish Setter, und zum anderen die Hunde, die nicht jagen
(Non-sporting Dogs – Dogs or Bitches), Rüden und Hündinnen. Hier wird der
Verwendungsunterschied zwischen Dog, der Hund im Allgemeinen, und Dog, der
Rüde, deutlich: allgemein vs. spezifisch. Es ist der Beginn einer Rasseneinteilung
für Ausstellungen. Zu der zweiten „Division“ gehören: Mastiffs, Neufundländer, Dalmatiner,
Bulldoggen, Schäferhunde (ohne genauere Angaben), schwarz und lohfarbene Terrier
(Black and Tan), weiße und andere englische Terrier, schottische Terrier
(Scotch Terriers), darunter auch Skye Terrier, Möpse, italienische Windhunde,
Blenheim Spaniels (heute eine Varietät des King Charles oder Cavalier King Charles
Spaniels), King Charles Spaniels, Toy Terrier und noch dazu die „foreign dogs“
(die ausländischen Hunde, von denen Vero Shaw 1881 sagt: „those we secretly despise“,
die, die wir insgeheim verachten). Später mehr dazu.
Die Ausstellungen hatten großen Erfolg und zogen sogar die Oberschicht an. Im ersten
Komitee (council) von Birmingham saßen elf Marquis, Grafen, Lords, Ritter
oder Baronets. Einige von ihnen waren Aussteller. Zu Beginn war es eine ausschließliche
Männerdomäne. Die Besitzer führten ihre Hunde nicht selbst vor. Das taten Handler,
die von der ausrichtenden Organisation bezahlt wurden (eine Überlegung wert!). Viele
Jahre lang (laut Annette Oliver) war der Verkaufspreis der ausgestellten Hunde im
Katalog vermerkt und es kam vor, dass ein Hund „während der Ausstellung ein- oder
zweimal“ den Besitzer wechselte.
1861
- Leeds – Ausstellung von Nordengland, vom 16.-18. Juli mit den zwei gleichen Divisionen.
- erneut Birmingham, vom 2.-4. Dezember. In den Aufzeichnungen findet sich ein kubanischer
Hund (?), der den ersten Preis erhält, ein Chinese sacred dog (Heiliger Hund
aus China), ein französischer Pudel, ein Pyrenäenhund und … ein russischer Setter
(?).
- Manchester, mit einem Dandie Dinmont Terrier, einem „Pomeranian Fox-dog“,
zwei „Esquimaux“ (Aufzeichnung auf Französisch) und einem „tatarischen Schäferhund“.
Es lässt sich nicht bestreiten, dass die Hundeliebhaber schon sehr früh eine Vorliebe
für seltene Hunde haben, für Hunde, die andere nicht haben. Hunde aus China (besonders
nach der Plünderung des Sommerpalastes von Peking im Jahr 1860 durch die britischen
und französischen Truppen), Indien und Russland („russische Wolfhounds“, also Barsois)
werden importiert. Es ist auch festzuhalten, dass die Ausstellungen zu Beginn in
den Industrieregionen Mittel- und Nordenglands organisiert werden
- Frankreich: erste Hundeausstellung im Mai in Boulogne-sur-Mer, organisiert von einem
Hundeliebhaber, Herr du Lorin.
1862
- London, 24.-28. Juni, in der „Agricultural Hall“ von Islington, aber die
Ausstellung wird erneut vom Komitee „Nordengland“ organisiert.
- Birmingham, vier Tage, vom 1.-4. Dezember, wird somit zum führenden Verein des aufkommenden
Hundewesens.
1863
Ein sehr wichtiges Jahr.
- Die erste „nationale“ Londoner Ausstellung findet in Chelsea statt, vom 23.-28.
März mit 1214 Meldungen.
- London (erneut): erste „internationale“ Ausstellung in Islington vom Montag, den
25. Mai, bis Samstag, den 30., mit über 2000 ausgestellten Hunden.
- Birmingham in vier Tagen, vom 30. November bis 3. Dezember mit 570 Teilnehmern.
- Erste deutsche Ausstellung von Rassehunden im Juli in Hamburg in der Turnhalle St.
Pauli mit 453 Hunden. Die darauffolgende Ausstellung 1869 in Altona zählte 1353
Hunde. Anschließend gab es Ausstellungen in Kannstadt 1871 und in Stuttgart 1873.
- Erste offizielle französische Hundeausstellung unter Napoleon III. (der Prinz Napoleon
stellte eine Meute Foxhounds aus). Sie fand am 3. Mai im Pariser Jardin d’Acclimatation
statt.
Es war keine Ausstellung „auf englische Art“. Sie gab Anlass zu einer Erfassung,
einer „allgemeinen Studie und Überarbeitung der Spezies unter der Schirmherrschaft
der bedeutendsten Vertreter aus Wissenschaft, Jagdkunde und Kunst“ unter dem Vorsitz
von Herrn de Quatrefages, Naturwissenschaftler und Anthropologe, Professor im Muséum
d’Histoire Naturelle von Paris (das staatliche französische Naturkundemuseum), und
der Leitung von Herrn Geoffroy Saint-Hilaire, Naturwissenschaftler, Professor für
Zoologie im Muséum. Von den 1000 vorgeführten Hunden schieden 200 aus: sie wiesen
nicht „genügend rassespezifische Merkmale auf“ (laut Megnin). Die Bordeauxdogge
trägt nun offiziell zum ersten Mal ihren Namen. Es gibt immer noch nur „französische
Schäferhunde“ (dreizehn an der Zahl), obwohl die Bezeichnung „Berger de Brie“
(Briard) seit 1809 bekannt ist (Luquet).
1864
27.-31. Mai, die Londoner Ausstellung plant eine weitere Klasse ein: chinesische
und japanische Hunde.
1865
Zweite Ausstellung, im 8. Arrondissement von Paris, Cours de la Reine, von derselben
Gesellschaft des Jardin zoologique d’Acclimatation du Bois de Boulogne organisiert.
Die Ausstellung firmiert unter der Bezeichnung „Exposition universelle des races
canines“ (Weltausstellung der Hunderassen). Dieses Mal unterscheidet man
„die Brie-Hunde und die anderen französischen Schäferhunde“, die die erste Klasse
der ersten Kategorie bilden: „Die Gebrauchshunde“ (wie festzustellen ist, hat diese
Gruppe nichts mit der heutigen englischen „utility“ Gruppe gemeinsam, der
die Hunde angehören, die man woanders nicht einzuordnen wusste: Bulldog zusammen
mit Pudel und Dalmatiner). Die zweite Kategorie bilden die „Laufhunde zur Jagd“.
Die dritte Kategorie sind „Vorstehhunde zur Jagd“ mit der Bemerkung: „kurzhaarige
Vorstehhunde oder Braque“. Darunter sind Braques Dupuy (heute ausgestorben), der
„Bourbonnaiser Vorstehhund ohne Rute“, Vorstehhunde „mit Doppelnase“ (damals glaubte
man, dass Vorstehhunde mit „Spaltnasen“ besser atmeten und einen besseren Geruchssinn
hätten) und, schon damals in Frankreich, der Deutsch Kurzhaar. Ferner erscheint
die Kategorie „Langhaarige und kurzhaarige Vorstehhunde“ mit dem „englischen Spaniel
(Setter)“, dem „Spaniel mit Spaltnase“, dem „Spaniel schwarz mit Brand (Gordon Setter)“,
den „irischen Spaniels“, dem „Sussex Spaniel (English Springer)“, dem „Devonshire
Cocker“, den „Wasserspaniels“ und den „Retrievern“. Die französischen rauhhaarigen
Vorstehhunde und Barbets bilden eine separate Gruppe gemeinsam mit dem „Großen russischen
Barbet“ (?). Die vierte Kategorie ist die der Windhunde, „kurzhaarig“ und „langhaarig“,
darunter der „russische Windhund“, das Wort Barzoï findet erst 1932 (Le Robert)
Eingang in die französische Sprache, während das Wort Borzoi seit 1887 im
Englischen bekannt ist (O.E.D.). Die fünfte und letzte Kategorie umfasst die „Luxushunde“:
vom „italienischen Windspiel“ und den „mexikanischen und chinesischen Nackthunden“
bis zum Mops und zum „Hund von Alicante“, der bereits von Buffon erwähnt wird. Diese
fünf „Kategorien“ sind in insgesamt 43 „Klassen“ unterteilt. Jede Klasse enthält
eine Vorstellung der Hunde sowie einen chronologischen Überblick, der oft ein Auszug
aus dem Werk von Hamilton Smith ist, was die Bedeutung des englischen Einflusses
belegt. Hier findet sich auch ein Zitat von Pierre Pichot (eigentlich Pierre-Amédée
Pichot, 1841-1921, begeisterter Anhänger der Falkenjagd, sehr pro-Englisch eingestellt
und Besitzer der Revue Britannique, was auch die Zitate von Autoren jenseits
des Ärmelkanals erklärt). Pichot hatte 1863 Bordeauxdoggen gerichtet, mit welcher
Befugnis ist unbekannt. Er schreibt hier über die „Hunde, die Ochsentreiber nutzen“
(Sennenhunde): „Der Großteil der Hunde kommt ohne Rute zur Welt, eine Anomalie,
die wahrscheinlich vererbt ist und von der Abtrennung der Rute herrührt.“ Dieser
Glaube, über den wir heute schmunzeln, wird auch noch 1867 von Gayot gelehrt und
nimmt eine ganze Seite in seinem berühmten Werk „Le Chien, histoire naturelle“
(Die Entwicklungsgeschichte des Hundes) ein: „Der Ursprung dieser Anomalie liegt
wohl in der Amputation durch Menschenhand (…) infolge der sukzessiven Verstümmelungen
in derselben Familie wurde diese Missbildung vererbt und veränderte nach und nach
das Werk des Schöpfers“. Ein weiteres seltsames Verständnis des Begriffs Vererbung:
man glaubte, dass die Flecken des Haarkleids der Welpen vom Lichteinfall auf die
Hündin beim Deckakt abhängig wären (Zeitschrift Chasse et Pêche, Nr. 48 vom
26. August 1911).
- 1865 wird auch das erste Field Trial der Welt ausgerichtet, an einem Dienstag, den
18. April, auf dem Gut von Herrn Whitbread, Abgeordneter im Parlament, in Southill
in der Grafschaft Bedfordshire. Einer der zwei Richter ist der berühmte Pfarrer
(noch ein Pfarrer) Thomas Pearce, Jäger und Besitzer zahlreicher Hunde, der 1872
unter dem Pseudonym Idstone ein sehr persönliches Buch, „The Dog“ veröffentlicht,
in dem er 41 Hunderassen beschreibt. Am 18. April 1865 sind zwei Rassen am Start:
Pointer und Setter. Die Notizen der Richter über die Art der Hunde das Revier zu
erkunden und wie sie suchen, werden veröffentlicht. Es ist auch festzustellen, dass
der Großteil der Hunde an der Ausstellung in Islington im Juni teilnimmt. Die typisch
englische Trennung zwischen Arbeitshunden und Ausstellungshunden ist also noch nicht
vorhanden.
1867
- Eugène Gayot (1808-1891), Tierarzt der Kaiserlichen und zentralen Landwirtschaftsgesellschaft
Frankreichs (Société Impériale et centrale d’Agriculture de France), stellt
in seinem 546-seitigen Buch „Le Chien, histoire naturelle“ in einem lebendigen,
fachmännischen und sehr persönlichen, erzählerischen Stil 26 Hundekategorien vor,
darunter auch Mischlinge und Straßenhunde. Die herrlich antiquierten Kapitelüberschriften
ähneln denen der Comtesse de Ségur und das gesamte Buch ist eine fesselnde Lektüre.
- 3. August: Erste Ausgabe der „bedeutendsten französischen Jagdzeitschrift“ (Thiebaud):
La Chasse illustrée, Zeitschrift der Annehmlichkeiten des Land- und Schlosslebens,
die 1869 in La Chasse illustrée et la vie à la campagne (Jagd und Landleben)
umbenannt wird. Mit dem Kriegsausbruch 1870 wird die Veröffentlichung unterbrochen
und zu Beginn des Ersten Weltkriegs eingestellt.
La chasse illustrée, Band 1, 1967-68, S.1
1871
- Bei der Ausstellung in Bern, Hauptstadt der Schweizerischen Eidgenossenschaft, ist
eine Hundesektion im Rahmen einer handwerklichen, botanischen und zoologischen Ausstellung
vorgesehen.
1872
Laverack veröffentlicht sein berühmtes Werk: „The Setter“. Ein bahnbrechendes
Werk für die Beschreibung der Setter, in dem er auch seine eigenen Stammbäume veröffentlicht.
Er beschreibt seine Varietät sehr genau, ungefähr in der heutigen Reihenfolge. Es
ist ein wirklicher Standard mit Kommentaren. Der Autor gibt regelrechten Unterricht
als Züchter, Nutzer und Aussteller. Er hat zur Entdeckung der Wirksamkeit von Inzucht
beigetragen (Denis). Er ist ein Hundenarr, der eingesteht, dass er einen großen
Teil seines Lebens „seiner“ Rasse gewidmet hat. Er ist möglicherweise der erste
große Kynologe und Hundeliebhaber. Und auch der Erste, der die Unwägbarkeiten der
Ausstellungen anspricht.
- Erste Hundeausstellung in Holland, am 28. Mai, in Rotterdam, gleichzeitig mit einer
Geflügelausstellung.
1873
- Gründung des (britischen) Dachverbands: „The Kennel Club“, der einzige Verein,
der mit keiner adjektivischen Länderbezeichnung versehen ist, da er der erste ist
(vom Datum her, aber auch in den Herzen der englischen Hundeliebhaber). Die Mehrheit
der Herren, die sich am 4. April 1873 an der Adresse 2 Albert Mansions, Victoria
Street, London, eingefunden hatten, um den Kennel Club auf Initiative von Herrn
Shirley zu gründen, kamen aus der Region Birmingham oder hatten Kontakte zum Hundeverein
von Birmingham (Birmingham Dog Show Society). Fast alle hatten bereits Hunde
ausgestellt. Unter ihnen waren nur ein Vicomte, ein Oberst und ein Geistlicher,
der ein sehr bekannter Hundeliebhaber war, Pfarrer J.C. Macdona. Zwei Monate später,
vom 17. bis 20. Juni, fand eine Ausstellung „unter der Schirmherrschaft des Kennel
Clubs“ im Crystal Palace mit 975 Hunden statt. Die erste Generalversammlung war
am 1. Dezember 1874 in Birmingham unter dem Vorsitz von Herrn Shirley. Die „Reglements“
ermöglichten eine rasche Zusammenlegung der Organisation der Ausstellungen und der
Field Trials in Großbritannien.
- Im selben Jahr wird in Russland die „Kaiserliche Gesellschaft für die Verbreitung
der Jagdhunde und der Jagdvorschriften“ auf Initiative des Grafen Wassili Alexejewitsch
Scheremetew gegründet und steht bis 1917 (laut der R.K.F.) unter der Schirmherrschaft
des „Hauses Romanow“. Hier ist dieselbe Entwicklung wie in Belgien und Frankreich
zu beobachten. Die Jäger gründen die ersten Vereine. Die „Kaiserliche Gesellschaft“
wird im Juni 2000 erneut gegründet auf Initiative des Prinzen Andrei Kirillowitsch
Golitisine.
1874
- Erste Jagdhundeausstellung in Moskau. Es folgen weitere Ausstellungen sowie Hasen-
(Coursing) und sogar Wolfsjagden. Die industrielle Revolution schreitet voran und
die Menschen können immer einfacher reisen: zwischen 1860 und 1880 verlegt Russland
21300 km Eisenbahnschienen (Sokoloff).
- Erste Generalversammlung des Kennel Clubs am 1. Dezember in Birmingham
- London: Veröffentlichung des ersten „Stud Book“ (die Bezeichnung ist der
Pferdezucht entliehen) unter der Leitung von Frank C.C. Pearce, Sohn des Pfarrers
Thomas Pearce. Dieser großartige Band wurde bereits ab dem ersten Tag der Ausstellung
in Birmingham, am 1. Dezember 1874, verteilt. Der Band enthält die Reglements des
Kennel Clubs für die Ausstellungen und Field Trials, die Liste der Mitglieder des
Kennel Clubs unter der Schirmherrschaft Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von
Wales, die Ausstellungen von 1859 bis 1873 (acht Ausstellungen!) mit den Namen der
Richter und den Ergebnissen und die Field Trials von 1865 bis 1873 (vier an der
Zahl) mit den Notizen der Richter. Ferner werden im Kapitel „Pedigrees“ die
Geburten nach Rassen, eingeteilt in die oben erwähnten „Klassen“, aufgelistet. 4027
Hunde werden hier erwähnt, mit Namen und Adresse des Besitzers, Namen der Züchter
(es gibt noch keine Zwingernamen), Namen der Eltern und deren Züchter sowie den
Ausstellungsergebnissen. Wenn man die damaligen druck- und verlagstechnischen Mittel
berücksichtigt, handelt es sich unweigerlich um eine außerordentliche Arbeit, die
weltweit Schule machen wird. Das erste Stud Book (Stammbuch) beginnt mit
den Bloodhounds (in Belgien und Frankreich der St. Hubertushund), die die Klasse
1 bilden. Daher kommt es, dass der erste aufgelistete Hund eine Hündin mit französischem
Namen ist (Abeille), 1865 geboren, ehemals in französischem Besitz, nun Eigentum
eines Engländers, aber deren Züchter kein anderer als der Prinz Napoleon ist. Durch
die sehr raffinierten Verweise kann man feststellen, dass die Mutter von Abeille,
geboren in Durham (im Nordosten Englands), auch wirklich Eigentum des Prinzen gewesen
ist. Perfekt, um einen vollständigen Stammbaum zu erstellen. Das Stud Book
ist ein konkreter Nachweis für die englisch-französischen Kontakte, aber auch dafür,
dass die Großen dieser Welt nicht nur Nutzer sind, sondern auch Züchter werden können.
- 1. Januar: Gründung der „Niederländischen Jagdgesellschaft Nirod“ (de Nederlansche
Jachtvereeniging Nimrod).
- Zweite Ausstellung in Holland durch „Nimrod“ am 11. und 12. April in Amsterdam,
im selben Rahmen wie 1872.
- 5. Februar 1874 : erste Ausgabe der französischen Wochenzeitschrift L’Acclimatation,
eine Fachzeitschrift für Landwirte, Züchter und Jäger, die bis 1932 Bestand haben
wird.